Wie ein bunter Hund
Eigentlich hatte ich für Heute die stille Hoffnung einmal nicht von den Bauarbeiten vor unserem Wohnheim aufgeweckt zu werden. Normalerweise sind die Syrier ja dafür bekannt gerne einmal nichts zu machen, doch wie ich feststellen musste arbeiten die Leute hier auch an Feiertagen. Als ich mich zusammen mit Tilo auf dem Weg zum Internetcafé machte, konnte ich auch feststellen das immerhin ein Großteil der Geschäfte geöffnet waren. Überhaupt sind die Geschäfte hier sehr lange geöffnet. Meist sitzen die Ladenbesitzer jedoch ohnehin nur mit ein paar Freunden bei Tee und Zigarette vor oder im Laden und warten darauf dass doch endlich mal jemand vorbei kommt. So ist es nicht verwunderlich dass sie über jede Abwechslung erfreut sind. So auch unser Freund Haisam, der Taxiunternehmer aus Berlin. Auf dem Weg zum Internetcafé kommt man direkt an seinem Laden vorbei. Er winkte uns sofort herein, als er uns sah. Sein Geschäft schaut ziemlich witzig aus. Haisam sitzt an einem Schreibtisch auf dem sich nur ein altes Telefon und ein kleiner Schreibblock befinden. Dann stehen dort noch zwei Sofas auf dem seine Freunde rumlungern, ein kleiner Tisch für den Tee und es hängt ein Fernseher an der Wand, dessen Ton für gewöhnlich abgestellt ist. Der Rest des Raumes wird von gähnender Leere gefüllt. Wir erzählten dann noch etwas über die Unterschiede zwischen Syrien und Deutschland, über Politik und seinen unzähligen Fahrten von Syrien nach Deutschland und zurück. Wie hätten das Gespräch noch ins unermessliche ausdehnen können, doch die Internetsucht siegte schlussendlich und wir zogen weiter. Doch bis zum Internetcafé schafften wir es dann beinahe doch nicht, denn wir trafen Tarek. Er war gerade bei seinem Bruder Amar im Musikladen. Als er uns sah lud er uns zum Essen zu sich ein. Dies klang zunächst ganz Verlockend, denn wir hatten noch nichts zum Frühstück gegessen. Wir vereinbarten mit ihm, dass wir nach dem Internetbesuch zu ihm kommen würden. So geschah es dann auch. Erst machten wir etwas Musik im Laden seines Bruders und dann ging es wir zusammen mit Tarek, seinem Bruder und noch einem Freund zu Tarek`s Familie. Wir fünf durften es uns bei Lammfleisch mit Kartoffeln, Granatapfelsalat und arabisch Brot gut gehen lassen, während uns die Frauen des Hauses bedienten. Amar und sein Kollege gingen nach dem Essen zurück in den Laden und wir lernten noch etwas arabisch von Tarek und wir brachten ihm deutsch bei. Die ansträngende Lernerrei wurde uns jedoch durch nicht enden wollende Obst-, Kuchen- und Teelieferungen versüßt. So ging der internationale Austausch noch bis in die Nacht. Der Bruder von Tarek führ uns dann noch mit seinem klapprigen Volvo nach Hause, der erst einmal fünf Minuten braucht bis der Motor richtig warm war und es losgehen konnte. Am Wohnheim angekommen hatten wir dann noch Glück das der Sicherheitsmann noch wach war und uns hereingelassen hat.
April 5th, 2009 at 18:55
Hi, Danke für Deinen Beitrag „Wie ein bunter Hund | Syrien Studium“! Schreib weiter so…! Gefällt mir sehr gut!